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Tex Rubinowitz: What is he, a cowboy rabbi?

29. August 2009

Tex Rubinowitz ist ja ein sogenanntes Multitalent. Er kann eigentlich alles. Bienen, Internet, Musik, Malen, Zeichnen, Marathon und Witze und jetzt hat er dazu noch ein (um es gleich vorwegzunehmen: durchweg gelungenes, wenn nicht sogar ziemlich großes) Buch geschrieben. Doch zurück zu Rubinowitz. Der kann nämlich noch eines sehr gut. Namen erfinden. Das Buch heißt zum Beispiel „Ramses Müller“ und Ramses Müller (der eigentlich vielleicht Benjamin von Stuckrad-Barre ist) ist ja schon mal ein Supername. Den Namen, unter dem er selbst bekannt ist, hat er allerdings nicht erfunden.

ramsesmueller

Tex Rubinowitz war (ist?) ein Texaner, der sein Leben nicht dem Öl oder der Politik sondern dem Rock’n’Roll gewidmet hat. Und in den 1970ern einen Hit mit „Hot Rod Man“ hatte. Über die englischen Google-Suche findet man den Texanischen Rubinowitz schneller als den nach Wien emigrierten Lüneburger Rubinowitz, von dem hier eigentlich die Rede sein soll. Gleich der zweite Eintrag dort führt auf eine niederländische Rockabilly-Seite und der Eintrag beginnt mit einer kurzen philosophischen Betrachtung des Namens:
„The first time you hear his name you chuckle to yourself. Tex Rubinowitz. It is a comical-sounding name, one with built-in humor. Tex Rubinowitz. The humor stems from the contradictions. What is he, a cowboy rabbi? How many Jewish cowboys are there?“

Tja, keine Ahnung, aber Cowboy Rabbi ist auch ein guter Name („Machine Gun Ibiza“ übrigens auch).

Rubinowitz (der texanische) hat übrigens auch mal gesagt, dass er, um sich zu verheiraten, „successful in music“ sein müsse oder eben aufhören und einen ordentlichen Job suchen. Ein ordentlicher Job. Das ist Witzzeichner sicherlich auch nur manchmal. Damit aber ist der Wien-Lüneburg-Rubinowitz bekannt und berühmt geworden. Mein Lieblingscartoon von ihm erschien vor langer Zeit im Zeit Magazin. Es zeigt einen Mann mit enormer Tolle. Im Hintergrund zwei andere Typen, von denen der eine zum anderen sagt: „Vorsicht vor seiner Tolle. Er hat Tolle studiert. In Bullerbü.“ Das ist einfach großartig. Es ist überhaupt nicht witzig, es macht überhaupt keinen Sinn. Ist aber gleichzeitig total witzig und macht absolut Sinn. Tolle studieren in Bullerbü, das sollte vielleicht der texanische Rubinowitz machen, um endlich heiraten zu können.

Nun aber zum Buch. Ramses Müller ist mindestens genauso gut, wie die oben beschriebene Zeichnung. Enorm dynamisch, sehr witzig, sehr tragisch. Es geht um Labskaus, Paranoia, Manipulation, Party, Zwerge, Murmeln und sehr sehr viel mehr. Um zwei seltsame Berliner Taugenichtse (Achim und Schubal), mit denen einer, der entweder Ramses Müller oder Benjamin von Stuckrad-Barre ist, seine Spielchen spielt. Wie schon in dem ebenfalls großartigen Wien-Buch „Das staubige Tier“ ist auch hier durchweg klar, dass Rubinowitz ein Mensch mit interessanten Gedanken ist, womit eigentlich schon alles klar ist. Sowas gibt es ja heute kaum noch. In 200 Jahren wird „Ramses Müller“ bestimmt genauso heiß gehandelt wie „Faust“ oder „Die Bibel“!

P.S.: Wo da oben schon „Machine Gun Ibiza“ steht: Prefab Sprout haben eine neue Platte, bzw. keine neue sondern ein altes Demo. Let’s Change The World With Music. Sensation! Kaufen! Paddy McAloon groß und reich machen!

17 Kommentare leave one →
  1. 30. August 2009 07:55

    Hallo Herr oder Frau Wortpong,
    danke für die schöne Rezension, eine die endlich mal ein bisschen mehr ist als eine normale Nacherzählung und Missinterpretation des Buchs („Berliner Szeneroman“), und vor allem bringen sie sie in abenteuerlichen Zusammenhang mit Prefab Sprout, es gibt wenig Platten, die ich mehr vergöttere als SWOON, ihre erste, kam so 1982 raus, genau zu der Zeit als ich mich entschloss nicht mehr Dirk Blocker sondern Tex Rubinowitz zu nennen, aus genau dem Grund, den Sie im englischen Zitat erwähnen, eigenartigerweise hat sich der echte TR nie beschwert

  2. mart permalink*
    31. August 2009 08:18

    Hallo Herr Blocker,
    in diesem Fall ist „Herr“ richtig, wir sind mehrere hier. Allerdings musste ich den anderen am Freitag erstmal das Internet erklären, deswegen liest man bislang mehr von mir.
    Schön, dass Sie die Rezension schön finden. Da mir das Buch gefiel, sind wir damit schon mal quitt. Und bei Swoon sind wir auch einig. Meine erste Prefab Sprout-Single (Lions in my own garden) habe ich übrigens im damals (1982?, eher später, da war ich zu jung, vielleicht 84) besten Plattenladen Hamburgs gekauft. Gabba Gabba Hey im Rübenkamp. Einem Wohnhaus, in dessen vorderen Bereich, der Sohn Punkplatten verkaufte und wenn er mal nicht da war, vertrat ihn seine ziemlich alte Oma oder Mutter, die einen ähnlichen Musikgeschmack hatte. Gibt es leider lange nicht mehr. Kennen Sie den noch?

    • 1. September 2009 10:56

      Hallo Herr Mart,
      nein, den Plattenladen kannte ich nicht, als ich in HH wohnte (82-84), gabs eigentlich nur Michelle in der Nähe der Mönkebergsstraße und das Rough Trade mit dem muffigen Herrn Ruff.
      Ich hab übrigens vorgestern mit einem anderen Dirk geredet, Dirk Felsenheimer, der meinte, dass er jetzt länger Bela B heisst als Dirk F, so wie bei mir auch, bei mir steht das sogar schon länger im Pass, in der Rubrik Ordens- und Würdennamen, bei ihm nicht, und wenn wir (ich) schon über Pseudonyme rede, Max Goldt, mit dem ich ja länger befreundet war, nannte sich am Anfang Max Gold, bis ihn ein DDR Schriftsteller gleichen Namens verklagen wollte, deswegen kam es eben zum angehängten t.
      Wenn Ihnen Ramses Müller so gefallen hat, dann gefällt Ihnen vielleicht auch mein gerade ebenfalls veröffentlichtes Büchlein DER BREMSENFLÜSTERER, das sind so übellaunige Reiseessays aus Usbekistan, Färöer, Eritrea, Japan, Finnland, Chile usw, also nur die Topdesti-Nationen, mit vielen eigenartigen Fotos, als Reiseführer vielleicht nur bedingt brauchbar, aber wenn man eine Liebe zu Bier und eine Abneigung gegen Italiener hat, ist man damit gut bedient.
      Schönen Gruss
      TR

      • mart permalink*
        1. September 2009 20:21

        Hmm, das Internet kennt Gabba Gabby Hey auch nicht so recht. Bloß ein Label, das so heißt. Aber eingebildet habe ich mir das sicherlich nicht. Vielleicht liest das hier ja mal jemand, der in dem Laden eingekauft hat.

        Aber zurück zu Ihnen, Herr Blocker. Diese Künstlernamensdiskussion hatten wir neulich auch mit Hollow Skai, der zu Gast in unserer Sendung war. Er hat diesen Namen auch seit Jahrzehnten im Pass stehen. Ist so eine Änderung eigentlich kompliziert? Ich bin ja mit Martin Schaefer ganz zufrieden, denke allerdings darüber nach, den Namen in „Martin Schäfer“ zu ändern. Dezente Änderung, aber irgendwie schicker.

        Auf das Buch bin ich gespannt, muss mich aber noch durch eine verquaste Moondog-Biographie (und zwei weitere Parallelbücher) quälen.

  3. 1. September 2009 20:47

    interessant, ich hatte diese Diskussion auch neulich, mit Wolfgang Müller/Tödliche Doris, weil ich ja Müller (siehe Buch) generell mag, und solche „normalen“ Namen ein irisierender Zauber innewohnt, in Ihrem ja auch, und er meinte, das sei auch der Grund gewesen, dass, während sich alle um ihn herum in Berlin andere Namen gaben, er seinen behielt und ihn dadurch erst recht adelte.
    Ich hab ja keine Namensänderung vorgenommen, sondern nur TR in dieses fach da eintragen lassen, was für Ordensnamen und Pseudonyme ist, Papst Benedikt XVI hat das vermutlich auch.
    Es gab mal, vor Wikipedia, eine lästige Anbiederung, wenn Fans irgendwie herausbekommen hatten, wie man wirklich heisst, man dann mit dem Echtnamen angesprochen wurde, Bela besingt das in „…sagt sie tut ihm Leid, seine Aufdringlichkeit, nennt mich Dirk und hat uns Schnaps bestellt
    und Ich sag ihm:
    1. Du machst hier einen Fehler
    2. Für dich immer noch Bela…“
    diese Leute glauben, dass sie einem dann näher sind, wenn sie einen anreden, wie die Mutter, eingeweihter, Atze Schröder, der Komiker, verklagt jeden, der seinen Echtnamen nennt, das ist schon ein bisschen paranoid. Was ich hingegen nicht verstehe, warum bei meinem Wikipediaeintrag ein falscher Nachname steht, ich hab das einmal ändern wollen, aber eine Sekunde später war wieder der falsche drin, sehr eigenartig, vielleicht will mich jemand schützen

    • mart permalink*
      2. September 2009 07:59

      In meiner Generation (69 geboren) war die Namensänderung wohl nicht mehr en vogue. Zumindest kenne ich kaum jemanden, der sich anders nennt. Jetzt in der Internetära ist es vielleicht wieder ganz hilfreich, aber nur wenn man Tripplexxx oder Gnomwurst mit Nachnamen heißt, also schnell googlebar ist. Bei „Martin Schaefer“ findet man 1000 interessante Identitäten (Politiker, Feuer- und Kameramänner). Bei „Schäfer“ wären es wahrscheinlich 10.000. Eine Anleitung zur Namensänderung gibt es übrigens auf meiner Lieblingswebseite seit heute, der „führenden und meistbesuchten Internetseiten für Bauchtanz / orientalischen Tanz im deutschsprachigen Raum“ unter http://www.bauchtanzinfo.de/tipps-tricks/eintragung-kuenstlername.htm

      Interessante Frage übrigens: Musste Papst Benedikt XVI seinen Pass ändern lassen, nachdem er Papst geworden war? Das war wahrscheinlich die erste Amtshandlung.

  4. 2. September 2009 08:19

    Das will vermutlich „das Protokoll“.
    Ich kannte übrigens auch mal einen Martin Schaefer, wohnte mit ihm zusammen sogar, ein schwuler Bühnenbildner aus Trier, seine beste Freundin hieß Trudl, sie hatte ein Gardinengeschäft, das sind nicht Sie, also jetzt nicht Gardinen-Trudl, sondern der Trierer?
    Dann wollte ich mal eben „meinen“ Martin gugeln, und stieß auf eben die vielen tausend Einträge, ua kam der Name im Zusammenhang mit den Kaffee-Satz-Lesen in Hamburg, einer netten sonntäglichen Nachmittagslesereihe, sind Sie da auch mal aufgetreten? Sie ist ja leider aufgegeben worden, ich las da drei Mal

    • mart permalink*
      2. September 2009 09:56

      Das ist das Schöne an meinem Namen. Jeder hat seinen Martin Schaefer. Aber der Trierer bin ich nicht, dafür liegen Sie mit Kaffee-Satz-Lesen richtig. Ruhe in Frieden. Sven (Heine) ist ja nun bei uns dabei (also bei der Fernsehsendung jetzt). Sollten Sie mal in Hamburg sein und Lust auf einen Auftritt im Lokalfernsehen haben – Sie sind herzlich eingeladen. Übrigens sind wir uns im Internet auch schon mal begegnet, bei den Paparazzi. Meine Schillgeschichte ist mit ins Buch gerutscht.

  5. 2. September 2009 10:21

    ich hab mir schon sowas gedacht, mart, ja, an das Kürzel kann ich mich erinnern, schöne Geschichte, es ging um ein Schlauchboot, das schöne ist ja, dass das scheinbar so strenge Forum soviele Leute durchlaufen haben, dass es viele Früchte, physische wie psychische getragen hat, dass die virtuelle Gemeinschaft stolz auf sich sein kann, das mal etwas über einen längeren Zeitraum geklappt hat, was nicht in verblödetem Gelole und in einem Meer an Smileys ertrank

    • mart permalink*
      2. September 2009 14:37

      Stimmt alles. Jetzt, wo es dort so ruhig geworden ist, kann das Internet meinetwegen wieder abgeschaltet werden. Zumindest was den Communitykram anbelangt. Es gibt allerdings diese Momente, in denen z.B. das Spiegel-Forum durchaus erbaulich ist – wenn man sich gerade sehr blöd fühlt, geht es hinterher besser. Oder wenn man eine irrationale Philanthropie verspürt, hasst man hinterher wieder alles hinab bis zu den affenartigen Lebewesen.

  6. MartinS permalink*
    29. September 2009 08:25

    Ein Nachtrag noch zu Prefab Sprout. Ich habe die neue Platte noch nicht gehört. Früher fanden immer alle alles von PS gut, bei dieser ist es anders und es wird sich vielerorts über die fürchterlichen 80er Soundeffekte beschwert. Ein bisschen Angst ist also da – zumal mir die ersten Platten meistens die liebesten sind, also die, wo schon alles da ist (Ideen, Musik, Text), aber noch nicht die geschliffene Produktion. Das ist bei Prefab Sprout so, bei Orange Juice, ganz besonders bei Aztec Camera (um in den 80ern zu bleiben). Deswegen also hier ein Link zu frühen PS-Demos. Unter http://www.prefabsprout.net/audio.html gibt es vier Songs, zwischen 82 und 85 aufgenommen. Wenn ich recht erinnere (hier kann ich gerade nicht noch mal nachhören), ist besonders „Cherry Tree“ ganzganz toll. Paddy McAloon schreit sogar ein wenig, wie bei meinem Lieblingssong von der ersten Single „Lions in my own garden“, wo er in der Mitte des Songs bei der Zeile „Yeah, some militia have arrived and, the percussion has come“ kurz die Contenance verliert. Bestes Lied der Welt (zumindest auch).

  7. MartinS permalink*
    29. September 2009 08:26

    P.S.: Was ist das eigentlich für eine Geschichte mit der „Max Goldt“-Rezension bei amazon und der Max Goldt-Replik in der Titanic. Jemand den Titanic-Text gelesen?

  8. 29. September 2009 08:38

    Ich hab sie schon, ich find sie eigentlich grauenvoll, bei allem Respekt und aller Verehrung, kann einem Paddys Stimme schon auch auf die Nerven gehen, vor allem jetzt hier bei dieser neuen alten.
    Das mit Max Goldt ist seltsam, ich fass das mal kurz zusammen:
    Wir waren ja mal sehr eng befreundet, aber es gab auch immer heftige Zänke, aus denen ich mich zurückzog, dann war kurz Eiszeit, dann wieder große Zuneigung, vor 10 jahren ist mir dann endgültig der Kragen geplatzt, und was wars, und das wird es auch gewesen sein, ich les ihn gern, verehre ihn, aber treffen muss ich ihn nicht unbedingt mehr. Nun, kam eben diese komische Rezension bei Amazon, gegen die ich gar nicht mal was habe, ich kann Kritik sehr gut wegstecken, aber irritiert hat mich der name, und auch wenn ich vollkommen sicher war, dass er das nicht geschrieben hat, er sich niemals auf so ein Niveau runterbeugen würde, hab ich mich bei einem gemeinsamen Bekannten versichern wollen, dass er das ganz sicher nicht ist, und dann kams eben zu dem langen Text in Titanic, der mich zwar ehrt, aber den ich als so genannten Servicetext sehe, den man weder vorlesen kann noch in ein Buch packen, aber er will, wies ja aus dem Text hervorgeht, klären, dass er das eben nicht sein kann und zweitens die leute nicht denken, betrunkener Zorn triebe ihn dazu, nur leider, das ist ja auch was er sagt, kann man jetzt allzuleicht denken, das sei eine konzertierte Aktion von mir, den Fliegenverlag und ihm, also sehr schlichte Gemüter denken das, ach ach, zumindest hab ich ja noch DER BREMSENFLÜSTERER gerade „am Start“, der ist so hübsch, dass er niemanden provoziert so garstige Debatten und Mutmaßungen auszulösen

  9. MartinS permalink*
    29. September 2009 09:53

    Hören Sie sich „Cherry Tree“ an – das versöhnt ungemein. Ich lasse dann lieber noch die Finger von der neuen alten PS. Herr McAloon hat ja noch Keller voll mit Bändern, die auf Veröffentlichung warten (gab im letzten Mojo, dem Magazin, das Momus als RETRO NECRO beschimpft, ein interessantes Interview). Vielleicht ist da besseres dabei.

    Danke für die Goldt-Zusammenfassung.

  10. gryl34 permalink
    7. Dezember 2010 03:27

    I got interested party – I’ll check back often, I wanted to say hello

  11. MartinS permalink*
    8. Juli 2014 10:48

    Glückwunsch!!

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